FQAD Support

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Achtsamkeitsbasierte Schmerzbewältigung

Achtsamkeitsbasierte Schmerzbewältigung

Einfluss auf das Nervensystem

Meditation hat einen direkten Einfluss auf das Nervensystem und daher auf die Schmerzverarbeitung und -wahrnehmung. Schmerzen werden im Gehirn wahrgenommen und nicht wie viele glauben, am Ort der Schmerzen. Bei der Verarbeitung von zum Beispiel Rückenschmerzen haben diverse Hirnareale einen verstärkenden oder abschwächenden Einfluss auf die Intensität, welche wir schlussendlich wahrnehmen. Ich möchte damit nicht sagen, dass deine Schmerzen «psychosomatisch» oder «nur in deinem Kopf» sind. Wenn man das aktuelle Wissen zur Schmerzverarbeitung und -wahrnehmung anschaut, ist jedoch schnell klar, dass Schmerzen – auch akute Schmerzen bei einem Unfall, nur im Gehirn wahrgenommen werden. Unser Bein oder Rücken hat nämlich nicht die Fähigkeit zur «Wahrnehmung (Awareness)».  Meditation stärkt gleichzeitig jene Hirnareale, welche Schmerzen abschwächen und reduziert die Aktivität von Hirnareale, welche Schmerzen verstärken.2 Diese Wirkung wird mit der Zeit der Praxis und der investierten Zeit grösser und kann einen bedeutenden Effekt auf deine Lebensqualität im Umgang mit Schmerzen haben.

Fokus

Achtsamkeitsmeditation hat zusätzlich den Effekt, dass die Fähigkeit sich auf gewisse Dinge besonders zu konzentrieren trainiert wird. Unser Gehirn hat lediglich die Fähigkeit unsere Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten. Wir können zwar gleichzeitig verschiedene Dinge tun, wie zum Beispiel Essen und Musik hören, die Aufmerksamkeit liegt dabei jedoch entweder auf dem einen oder anderen – oder wechselt schnell hin und her. Das Hirnareal, welches für die eigentliche Aufmerksamkeit («awareness») zuständig ist, kann lediglich eine Sache auf einmal wahrnehmen. Trainiert man die Fähigkeit sich auf etwas zu konzentrieren, hat man mehr Möglichkeiten, sich in bestimmten Situationen auf etwas anderes als den Schmerz zu konzentrieren.2 Hier ein Beispiel: Man ist in einem Café mit einem Freund und hat gleichzeitig Schmerzen. Man möchte sich jedoch mit dem Freund unterhalten, am Gespräch teilnehmen und so gut es geht eine schöne Zeit verbringen. Die Achtsamkeitspraxis hilft einem in diesem Moment den Fokus auf das Gespräch richten zu können, anstatt sich mit den Schmerzen zu beschäftigen und darüber zu grübeln, ob diese Schmerzen nie weggehen werden oder warum es jetzt denn schon wieder so fest weh tut. Natürlich hängt dies vom Ausmass der Schmerzen ab, in vielen Fällen ist dieser Wechsel des Fokus jedoch möglich und bringt mehr Lebensqualität.

Mitgefühl (Metta)

Ein weiterer Aspekt, besonders wenn es um chronische Erkrankung geht, ist Selbstmitgefühl. Meditation mit Fokus auf Mitgefühl, auch Metta genannt, ist besonders hilfreich bei Menschen mit Schmerzen. Mitgefühl kann das Leiden, welches durch den Widerstand gegenüber einer nicht veränderbaren Situation entsteht reduzieren und zu mehr Lebensqualität führen.

Pacing

Ein weiterer bedeutsamer Grund, warum MBPM vielen FQAD-PatientInnen hilft, ist Pacing. Aus unserer Erfahrung ist Pacing respektive ein „gepactes Training“ die zentrale Komponente bei Fluorchinolon-assoziierten Symptomen, besonders bei Schmerzen. Es geht dabei um, die bewusste Balance in Aktivitäten zu finden, welche weder den Körper unnötig schonen, noch so stark belasten, dass mehr Schmerzen und Symptome entstehen. Eine sehr langsame Steigerung der belastenden Bewegung nach finden dieser Balance sinnvoll, um den Körper an mehr Mobilität zu gewöhnen. Die Umsetzung von Pacing ist häufig schwierig. Ein grosses Mass an Achtsamkeit ist dafür notwendig. Wird häufig über die eigene Grenze hinausgegangen entsteht ein sogenannter „Boom and Bust“ Zyklus, wobei in Phasen von vermehrten Schmerzen häufig komplett die Aktivität eingestellt wird, was zu Verlust von Fitness und Muskelmasse führt sowie psychisch oft sehr belastend ist. Es entsteht mehr und mehr eine Angst vor Bewegung. Sobald die Schmerzen abklingen beginnen die Betroffenen häufig erneut mit zu hoher Aktivität, welche wieder zur Reizung des Gewebes führt. Ein ein Teufelskreis entsteht, welcher im folgenden Bild dargestellt ist:

Pacing ist eine zentrale wichtigste Massnahme um eine langfristige Besserung von FQAD zu erreichen. Die Voraussetzung für ein erfolgreiches Pacing ist Achtsamkeit sowie eine kontrollierte Umsetzung. Als Hilfestellung kann hier das ausführliche Kapitel im Buch von Vidyamala Burch «Schmerzfrei durch Achtsamkeit» (English: Mindfulness for Health)3 genutzt werden. Ebenfalls lohnt sich bei Breathworks-Mindfulness sich über Events und Kurse zu informieren. Jene sind jedoch lediglich in Englisch verfügbar.

Ich biete dir auf deutsch, als akkreditierter MBPM-Lehrer, Einzelsessionen zu diesem Aspekt der Behandlung von FQAD an an. Jene kannst du direkt unten in Calendly bei Interesse buchen. Folgende Aspekte werden darin behandelt:

  1. Lernen einer Achtsamkeitspraxis
  2. Umgang mit schwierigen Symptomen, Gefühlen und Einschränkungen, um Leiden so gut es geht zu mindern. Der Fokus steht dabei auf (Selbst-)Mitgefühl
  3. Lernen, den Fokus auf die meist vergessenen, angenehmen Empfindungen zu lenken.
  4. Lernen, wie man Pacing richtig umsetzt, um aus dem Boom und Bust Zyklus rauszukommen und die eigene Prognose positiv zu beeinflussen.

In Zukunft wird es ebenfalls den 8-Wochen MBPM Kurs auf deutsch geben, welcher spezifisch auf FQAD-PatientInnen angepasst wurde. Bei Interesse darfst du dich gerne melden unter ferdinand.dirsch@fqad-support.com

 

Herzlich,

Marco Karrer

Quellen
  1. Mindfulness-based stress reduction: a non-pharmacological approach for chronic illnesses; Asfandyar Khan Niazi 2011
  2. The Brain and Pain; Richard Ambron
  3. Mindfulness for Health; Vidyamala Burch